Die Tibetische Lebensmittel-Pyramide – Historie 2020-2021
(Copyright: Snowland Children Foundation)
Die Pyramide auf Englisch als PDF:
Pyramide-A3-english.pdf
Wie wir auf die Idee einer Tibetischen Lebensmittel-Pyramide kamen
Im Frühling 2016 habe ich das erste Mal in Dharamsala im dortigen Sozialzentrum LHA und im Tibetischen Krankenhaus TDH (Tibetan Delek Hospital) angefangen, Ernährung zu lehren. Das war möglich, da ich von der Ausbildung her eine Ernährungswissenschaftlerin / Ernährungsmedizinerin bin und mein ganzes Berufsleben in diesem Bereich gearbeitet habe. Mit 63 hatte ich dann langsam genügend Zeit, um mich um mein Lieblingsthema „Tibet und `Tibeter“ zu kümmern.
Nachdem ich im Frühjahr 2016 3 Monate im LHA und TDH Vorlesungen gehalten hatte, wurde ich von der damaligen Direktorin des „Mother’s Trainings Centre“ aller Tibetischen Kinderdörfer (TCVs = Tibetan Children Villages) Mrs. Kelsang Sharling zu einem Termin gebeten. Sie eröffnete mir, dass sie von diesen Ernährungs-Vorlesungen gehört hätte und ähnliches für ihre Hausmütter wünschen würde (siehe >> Ernährungsschulungen). Allerdings können die ca. 200 Hausmütter aus 8 zum Teil weit voneinander entfernt liegenden Kinderdörfern in Indien und Ladakh (auch Indien) nicht für eine Woche in die Zentrale kommen. Ich müsse IN /ZU den Kinderdörfern fahren und würde jeweils 1 Woche Zeit für die Ernährungs-Schulungen bekommen.
So habe ich einen 1-Wochen-Workshop mit 10 Modulen à 3 Stunden entwickelt (PPT) und das Ganze auch noch (die erste Version in schwarz-weiss) in Indien drucken lassen. 2017 fingen wir dann mit dem Kurs „Basics in Nutrition“ in den ersten 4 TCVs an, 2018 folgten die zweiten 4 Kinderdörfer. Mittlerweile hatten wir die finanzielle Unterstützung der ICT (International Campaign for Tibet) Deutschland (Kai Müller) erhalten und konnten die 2. Auflage des Schulungsbuches bereits in Farbe drucken. Jeder Teilnehmer bekam und bekommt ein solches Schulungsbuch.
Nachdem wir damit alle Hausmütter (= Amalas im Tibetischen) geschult hatten, wurde ich gebeten, einerseits einen Kurs im ITI (Indian Technology Institut = Lehrlingsausbildungs-Zentrum, vergleichbar mit der Schweiz, aber auf Internats-Basis) in Selakui in Nordindien für die entsprechenden Berufe anzubieten. Anderenseits fragten sie mich, ob ich nicht auch die 10.-11. respektive 12. (in manchen TCVs gibt es nur 11 Klassen) Klassen im Blockkurs von 1 Woche über Ernährung in allen Aspekten schulen könne.
Die Pyramide auf Deutsch als PDF:
Pyramide-A3-deutsch.pdf
Somit habe ich dann 2019 angefangen, einen ersten (sehr erfolgreichen) Kurs im ITI Selakui zu geben und die ersten 4 Kinderdörfer wie 2017, nur eben die Kids selbst. 2020 wollten wir dann die zweiten 4 Kinderdörfer abdecken und wiederum den ITI, weil dort die Studenten teilweise jährlich wechseln und – ein Wiederholungskurs schien auch angezeigt, damit das Wissen verstärkt werden könne. Das Interesse sowohl bei den ITI-Studenten (ca. 20 – 25 Jahre alt) und den Schülern der Oberklassen (zwischen 15 und 19 Jahre alt) war extrem hoch und ich entsprechend begeistert.
Wie jeder weiss, kam dann Anfang 2020 die erste CORONA-Welle und reisen war nicht mehr möglich und ist es seither nicht mehr (Stand Januar 2022). Wir hatten in den 3 ersten Jahren der Schulungen festgestellt, dass wir für Kapitel 8 = „Lebensmittel-Pyramide und ausgewogene Ernährung“ eigentlich keine passende Pyramide hatten: Die Schweizer sowohl als auch die Indische Pyramide taugen beide nicht für die Ernährung der Tibeter im Exil in Indien oder Nepal (siehe Hauptinformation „Tibetische Lebensmittel-Pyramide“). Somit haben wir uns entschlossen, eine Tibetische Lebensmittel-Pyramide zu entwerfen, bei der vor allem auch spezifische tibetische Produkte wie TSAMPA (geröstetes Gerstenmehl), aber auch andere Spezialitäten wie MOMOs und getrocknete Früchte betont werden sollten.
Nun, damit haben ich und das Wissenschafts-Kommittee des TCV Chauntra, mit welchen ich zusammengearbeitet habe, die Zeit genutzt und eine „Tibetische Lebensmittel-Pyramide“ (< hier kommen sie auf die Seite) in mittlerweile 3 Sprachen geschaffen: Englisch, Deutsch (etwas anders, da die Ernährungsgewohnheiten in den deutsch-sprachigen Ländern anders sind und Tibetisch!
Finanzierung
Wiederum hat uns die ICT (International Campaign for Tibet, Deutschland) freundlicherweise unterstützt. Die Snowland Children Foundation selbst hat (neben dem persönlichen Einsatz der Präsidentin) ebenfalls einen finanziellen Beitrag geleistet.
Die Pyramide auf Tibetisch als PDF:
Pyramide-A3-tibetisch.pdf
Die Verbreitung der Lebensmittel-Pyramide
Nachdem wir 2020/21 die Pyramide in 3 Sprachen fertiggestellt hatten, haben wir noch eine Broschüre zur Erklärung (Check unter Lebensmittel-Pyramide) und für die Anwendung beigefügt. Hier liegt mittlerweile die englische und deutsche Version vor, die tibetische Übersetzung läuft noch (Wissenschafts-Kommittee im TCV Chauntra, Indien).
Zusätzlich habe ich ein neues „Kapitel 8 der Ernährungsschulungen“ („Basics in Nutrition“) geschaffen. Dieses haben wir zusammen mit der englischen Broschüre 200-fach gedruckt und nach Indien geschickt. Zusätzlich haben wir je 50 Broschüren auf Deutsch und Tibetisch für die Schweiz gedruckt.
JEDER, der möchte (und das Copyright berücksichtigt, d.h. erwähnt), kann und darf diese Pyramide und Broschüren nutzen. Wir würden uns sehr darüber freuen, da es doch zur Verbesserung einer ausgewogenen Ernährung beitragen kann und vor allem auch auf die Bedeutung des besten, wichtigsten und eigentlich populärsten und typischten Tibetischen Lebensmittel stark hinweist: TSAMPA! Das geröstete Gerstenmehrl ist leicht verdaulich (durch das Rösten) und enthält hohe Mengen an Beta-Glucan, das sogar eine Europäische Auslobung zur „Reduktion des Cholesterin-Spiegels“ bei bestimmten Mengen im Produkt bekommen hat!
TSAMPA unterstützt ein gesundes Mikrobiom („Darmflora“), da es von den „guten Bakterien“ gerne verzehrt wird. Man könnte es also auch als „Präbiotisches Lebensmittel“ bezeichnen. Das sind Lebensmittel, welche helfen, die guten Bakterien im Darm zu fördern. Mittlerweile liest man ja immer mehr, wie wichtig gute Bakterien und ein gesundes Bakterien-Milieu im Darm (Dickdarm) sind. Auch kommen praktisch täglich neue Publikationen, die zeigen, dass ein enger Zusammenhang zwischen Darmbakterien und unserer Psyche besteht. Sie kommunizieren direkt miteinander! Grund genug, dass wir uns darum kümmern, dass es unseren guten Darmbakterien so richtig gut geht Und – TSAMPA als Lebensmittel, ist ein super Weg dazu!
Beim IATS (International Association for Tibetan Studies) im Juli 2022 in Prag wurde mein Beitrag „TSAMPA as „Super Food – Energy Bite – the nutritional components of Tsampa“ als Vortrag akzeptiert!
Nachdem wir Ende 2021 alle Unterlagen abgeschlossen hatten (es fehlt nur noch die tibetische Version der Broschüre), sind wir darum bemüht, die Pyramide möglichst breit bekannt zu machen. Dabei richten wir uns an alle Tibeter-Verbände, aber auch an die Schweizer Ernährungsberater (SVDE), die Schweizer Gesellschaft für Ernährung SGE, aber auch an die Tibetische Exilregierung (CTA) in Dharamsala. Sobald das Reisen wieder möglich sein wird, werden wir die Tibetische Lebensmittel-Pyramide in Dharamsala der Exilregierung vorstellen können. Ziel wäre dabei, dass die Pyramide auch in den Tinbetischen Schulen verwendet wird, die von der CTA geführt werden.